Werteerziehung geht nur gemeinsam

Zur Debatte um die Einführung von Islamunterricht in den Schulen erklären der Fraktionsvorsitzende und bildungspolitische Sprecher, Thomas Lippmann, und der religionspolitische Sprecher Wulf Gallert:

„Werteerziehung ist ein wichtiger Bestandteil des Bildungs- und Erziehungsauftrages der Schule und geht nur gemeinsam in der Klassengemeinschaft. Dort kennen sich die Kinder, durchleben ihren Schulalltag und lernen sich in ihrer Unterschiedlichkeit kennen, akzeptieren und wertschätzen.

Zur Heterogenität im Klassenzimmer gehört auch das Verhältnis zum Glauben. Die Vermittlung von religionskundlichem Wissen gehört deshalb in den wertebildenden Unterricht, der im Fach Ethik vermittelt wird. Der Religionsunterricht der Glaubensgemeinschaften kann den Ethikunterricht ergänzen aber nicht ersetzen.

Die Debatte über die Einführung einen Islamunterrichtes ist zwar im Hinblick auf die sich verändernde Zusammensetzung der Schülerschaft berechtigt, sie sollte aber der Anlass sein, zunächst die Organisation des Werteunterrichtes zu verändern. Es ist längst überfällig, den Ethikunterricht für alle Schüler*innen verbindlich und damit in der gesamten Klassengemeinschaft zu erteilen.

Es ist falsch, die Klassenverbände so wie bisher auseinanderzureißen und in neu zusammengesetzten parallelen Lerngruppen Ethik und dann sogar drei verschiedene Religionsvorstellungen zu unterrichten. Dies vermittelt den Heranwachsenden vor allem eines: Wir sind so verschieden, dass ein gemeinsamer Unterricht zur Wertevermittlung nicht möglich ist. Das ist genau das Gegenteil dessen, was mit dem Werteunterricht erreicht werden soll.

Die LINKE fordert einen für alle Schüler*innen verpflichtenden Ethikunterricht im Klassenverband, der durch Religionsunterricht auf freiwilliger Basis ergänzt wird. In einem solchen System kann auch Islamunterricht und ggf. weiterer religionsbezogener Unterricht angeboten werden.“